Kompetenzzentrum HNO Berlin informiert: Nasenpolypen – Polyposis nasi
Definition Nasenpolypen
Unter Polypen versteht der Facharzt HNO überwiegend tropfenartig wachsende, meist gestielte gutartige Veränderungen der Schleimhaut in der Nase und den Nasennebenhöhlen. Sie können sich allerdings auch auf anderen Schleimhäuten entwickeln (Kehlkopf, Magen, Darm). Polypen wachsen langsam, Kinder sind normalerweise nicht davon betroffen. Die sogenannten „Polypen“ bei Kleinkindern haben mit den hier beschriebenen „echten“ Polypen der Nase nichts zu tun – obwohl sich die Beschweren bei beiden Befunden teilweise decken können. Die Kinder-„Polypen“ werden von HNO-Arzt „Adenoide“ genannt.
Synonyme und artverwandte Begriffe
Polyp des Nasen-Rachen-Raums (Choanalpolyp), Polyposis der Nasennebenhöhlen, Zysten der Nasennebenhöhlen, invertiertes Papillom, Adenoide (artverwandt)
Englisch: polyp, polypus
Überblick Nasenpolypen
Nasenpolypen entwickeln sich in der Nase aus verschiedenen Regionen heraus. Häufigster Ursprungsort ist das Siebbeinzellsystem, welches im oberen seitlichen Bereich der Nasenhaupthöhle gelegen ist. Sie kommen ebenfalls in den Nebenhöhlen und im Nasen-Rachen-Raum vor (Choanalpolyp). Polypen sind glasig, bernsteinfarbig und nicht berührungsempfindlich. Sie können einzeln, einseitig, aber auch zahlreich und beidseitig wachsen. Polypen werden vom Facharzt für HNO zu den gutartigen Geschwüren gerechnet, wobei allerdings das oben genannte invertierte Papillom auf Grund seines untypischen Tiefenwachstums eine Besonderheit darstellt. Eine Entartung von Polypen in bösartiges Wachstum ist äußerst selten möglich.
Polypen führen durch ihr allmähliches Größenwachstum zu zunehmend behinderter Nasenatmung und fortschreitendem Verlust des Riechvermögens, wenn sie die Luftzirkulation im Riechspalt blockieren. Gehäufte Infekte der oberen Atemwege, Sprechen „durch die Nase“, Schnarchen, Kopfschmerzen, übel riechendes Nasensekret und Appetitminderung sind Begleitsymptome.
Ursachen
Die Ursachen sind selten genau bekannt. Anatomische Engstellen, individuelle genetische Prädispositionen, Neigung zu Allergien und immer wieder auftretende Infekte können zur Polypenbildung führen. Ob Keime Mitverursacher sind, ist unklar.
Was Sie selbst tun können?
Bei zunehmend behinderter Nasenatmung sind anfänglich Nasenspülungen (Salzwasser) empfehlenswert. Abschwellende – nicht cortison-haltige – Nasensprays oder -tropfen dürfen in Eigenregie nur maximal zwei Wochen eingebracht werden. Cortison-haltige Nasensprays sind grundsätzlich nur unter ärztlichen Verlaufskontrollen indiziert. Eine unkontrollierte Gabe kann erhebliche Nebenwirkungen zur Folge haben. Leben Sie gesund (Ernährung, Sport, Nikotinabstinenz).
Kontaktieren Sie Ihren HNO-Arzt, wenn zunehmend behinderte Nasenatmung oder oben genannte Symptome auftreten. Ihr HNO-Arzt wird Sie sorgfältig untersuchen.
Hilfe durch den Spezialisten
Je nach Spezifität der Systematik kann ausgehend von einem Gespräch mit Ihrem HNO Arzt eine weitere Diagnostik bei verschiedensten Fachmedizinern erfolgen. Hierzu gehören:
- HNO-Arzt
- Allergologe (Pollen, Lebensmittel etc.)
- Internist (Grunderkrankungen)
- Umwelt- oder Betriebsmediziner (schädliche Stoffe)
Was Sie bei Ihrem Arzt für HNO erwartet?
Bevor Ihr Arzt mit einer Untersuchung beginnt, findet ein einführendes Gespräch (Anamnese) über Ihre aktuellen Beschwerden statt. Im Rahmen dessen befragt er Sie ebenfalls zu zurückliegenden Beschwerden und eventuell bestehenden Erkrankungen.
Mit folgenden Fragen können Sie rechnen:
- Seit wann bestehen die Symptome?
- Können Sie eine genaue Charakterisierung und gegebenenfalls Lokalisation vornehmen?
- Haben sich im Verlauf der Symptomatik Veränderungen ergeben?
- Leiden Sie unter zusätzlichen Symptomen, wie beispielsweise Heiserkeit, Husten etc.?
- Litten Sie bereits schon einmal daran und sind diese Anzeichen familiär aufgetreten?
- Bestehen aktuell Vorerkrankungen und werden diese therapiert?
- Nehmen Sie aktuell Medikamente ein?
- Sind Ihnen Allergien bekannt?
Welche Medikamente nehmen Sie regelmäßig ein?
Ihr HNO-Arzt benötigt eine Übersicht über Arzneimittel, die Sie regelmäßig einnehmen. Stellen Sie schon vor dem Arztbesuch eine Übersicht über die Medikamente, die Sie einnehmen, in einer Tabellezusammen. Einen Medikamentenplan zum Ausfüllen finden Sie hier.
Untersuchungen (Diagnostik) durch den HNO-Arzt
Ausgehend von Ihrer in der vorausgegangenen Anamnese erhobenen Symptomcharakteristik und Ihrem aktuellen Befinden kann der HNO-Arzt nun folgende Diagnostik anwenden:
Nasenpolypen erfordern eine komplette Untersuchung der Nase, der Ohren, der Mundhöhle, des Kehlkopfs und des Halses, um das Beschwerdebild einzugrenzen.
Die Nase wird zunächst orientierend mit einem Nasenspekulum oder mit einer starren Optik untersucht. Genauere Untersuchungen erfordern das Abschwellen der Schleimhaut. Dazu wird die Nase eingesprüht oder ein getränkter Wattebausch mit einer Pinzette in die Nase eingebracht. Nach wenigen Minuten ergibt sich eine gute Einsicht ins Naseninnere. Beurteilt werden die Lokalisation, die Anzahl, die Größe und Struktur der Polypen. Die Situation der Nasenscheidewand, die Schleimhäute, die Öffnungen zu den Nasennebenhöhlen und der Nasenrachen werden zeitgleich beurteilt. Es folgt das Abtasten der Nerven des Oberkiefers. Unterschalluntersuchungen oder röntgenologische Untersuchungen zeigen, ob die Nasennebenhöhlen vollständig mit Sekret oder Polypen/Zysten angefüllt sind. Ein Abstrich und eine Blutentnahme können erfolgen.
Es folgt die Untersuchung der Ohren (Belüftungsstörungen), des Halses (Lymphknoten), des Mundes (Schleimstrassen) und des Kehlkopfs (Stimmlippenzysten).
Bei Polypenbildung sind ein NNH-Computertomogramm und ein Allergietest unabdingbar, ergänzt durch Geruchstest und Messungen der nasalen Luftpassage. Wiederholte Verlaufskontrollen sind erforderlich.
Behandlungen
Ausgehend von Ihrer in der vorausgegangenen Anamnese erhobenen Symptomcharakteristik und Ihrem aktuellen Befinden kann der HNO-Arzt nun folgende Therapie vorschlagen:
Die Behandlung beginnt nach erfolgloser Therapie mit „Hausmitteln“ immer konservativ unter Anwendung von cortison-haltigem Nasenspray für zunächst drei Monate. Zusätzliche Salzwasserspülungen sind sehr empfehlenswert, da sie die Nase mechanisch reinigen und so die Atmung preisgünstig und nebenwirkungsarm verbessern. Inhalationen und lokale Wärme (Rotlicht) lindern oft akute Beschwerden.
Parallel zur Therapie sollten Allergietests durchgeführt werden. Liegt eine Allergie vor, so muss begleitend therapiert werden.
Nach einer äußerst konsequent vom Patienten durchgeführten Therapie kann beurteilt werden, ob sich die Polypen verkleinert haben und somit die Therapie konservativ fortgeführt werden sollte.
Ist das Therapieergebnis negativ, d. h. die Polypen wachsen weiter, wird Ihr HNO-Arzt Berlin Ihnen nach sorgfältiger Indikationsstellung eine Operationsempfehlung zur Entfernung der Polypen aussprechen.
Die Entfernung der Polypen (Polypektomie, Siebbein-(teil-)Ausräumung) soll zu einer guten Belüftung der Nase führen. Enge anatomische Problemstellen sollten im gleichen Eingriff gut zugänglich und einsehbar gemacht werden (z. Bsp. Nasenscheidewandkorrektur, Nasenmuschelverkleinerung, „Fensterungen“ der Nebenhöhlen etc.) Über die mögliche Technik der Operation und Narkoseart wird Sie Ihr HNO-Arzt genauestens aufklären.
Leider kann ein erneutes Wachstum von sorgfältig entfernten Polypen nicht ausgeschlossen werden, da nach deren Entfernung reichlich – zum Operationszeitpunkt normale – Schleimhaut zurückgelassen werden muss. Diese kann im Verlauf wieder erneute Polypen ausbilden.
Vorbeugung (Prophylaxe, Prävention)
Da die Ursache der Polypenbildung unklar ist, ist ein Vorbeugen nicht möglich. Allergien oder Nasennebenhöhlenentzündungen müssen grundlegend behandelt werden. Im seltenen Fall unverträglicher Schmerzmittel, sind diese gezielt zu vermeiden.
Prognose
Polypen sind prognostisch schwierig beurteilbar. Sind die meisten Patienten bei einmaliger Polypenentferung viele Jahre beschwerdefrei, so müssen diese bei anderen Patienten immer wieder entfernt werden. Da extrem selten Entartungen vorkommen, sind regelmäßige Verlaufskontrollen beim Facharzt für HNO erforderlich.
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