Kompetenzzentrum für HNO Berlin informiert: Hörsturz

Definition Hörsturz

Der HNO-Arzt kann eine Stimmgabel zum Testen des Gehörs verwenden

Beim Hörsturz kommt es zu einem plötzlichen (Ab-)Sturz der Hörleistung eines Ohres innerhalb kürzester Zeit. Ein Druck- oder Völlegefühl des betroffenen Ohres kann vorausgehen, ein Ohrgeräusch unterschiedlicher Qualität kann dazukommen (Pfeifen, Rauschen, Zischen etc.), (Dreh-)Schwindel ist dabei untypisch. Der Hörsturz kann sich auch nahezu unbemerkt vollziehen, da ein einseitiger Hörverlust kaum zu einer Einschränkung der Gesamthörleistung führt.

Der HNO-Arzt stellt fest, dass die Hörzellen des Innenohrs geschädigt sind. Diese Hörzellen übertragen Schallwellen in elektrische Impulse. Verschiedene Hörzellen übertragen jeweils verschiedene Frequenzen. Sind bestimmte Hörzellen geschädigt, können die entsprechenden Frequenzbereiche nicht mehr übertragen, d.h. auch nicht mehr gehört werden.

Synonyme und artverwandte Begriffe

Hörsturz, Knallschädigung des Innenohres (Knalltrauma), Altersschwerhörigkeit (Presbyakusis), Ertaubung (surditas)
Englisch: sudden deafness, sudden hearing loss

Überblick Hörsturz

Der Hörsturz ist ein Notfall – oder besser ein Eil-fall, der innerhalb weniger Stunden einer Therapie beim HNO-Arzt zugeführt werden sollte. Er kommt meist aus heiterem Himmel und scheint an Häufigkeit zuzunehmen. Je nach den geschädigten Hörzellen unterscheidet man einen Hochton-, Mittelton- oder Tieftonhörverlust. Sind alle Frequenzen betroffen, liegt ein pantonaler Hörverlust vor. Fällt das Hörorgan komplett aus, kommt es zur Ertaubung.

Ursachen des Hörsturzes

Der HNO-Arzt unterscheidet mehrere Ursachen, die zu einem Hörsturz führen können. Als Hauptursache für den Hörsturz werden eine akute Durchblutungsstörung der Innenohrzellen, interne Störungen in den Hörzellen (Stoffwechselstörungen etc.) oder der Erregungsleitung angenommen. Virusinfekte, internistische Grunderkrankungen oder Autoimmunerkrankungen scheinen anteilig ebenfalls einen Hörsturz auszulösen. Immer wieder berichten Patienten über körperlichen oder seelischen Stress, an dem sie um die Zeit des Hörsturzes herum zu leiden gehabt hätten.

Was Sie bei einem Hörsturz selbst tun können?

Da der Hörsturz – außer in Stresssituationen – unerwartet auftritt, empfiehlt der HNO-Arzt auf eine gesunde und stressarme Lebensweise zu achten. Wenngleich der Hörsturz ursächlich nicht mit Lärm zusammen zu hängen scheint, sollte übermäßige Lärmexposition trotzdem vermieden werden.

Hilfe durch den Spezialisten

Je nach Spezifität der Systematik kann ausgehend von einem Gespräch mit Ihrem HNO Arzt eine weitere Diagnostik bei verschiedensten Fachmedizinern erfolgen. Hierzu gehören:

  • HNO-Arzt
  • Internist
  • Radiologe
  • Orthopädie (HWS)

Was Sie bei Ihrem Arzt für HNO erwartet?

Bevor Ihr Facharzt für HNO mit einer Untersuchung beginnt, findet ein einführendes Gespräch (Anamnese) über Ihre aktuellen Beschwerden statt. Im Rahmen dessen befragt er Sie ebenfalls zu zurückliegenden Beschwerden und eventuell bestehenden Erkrankungen.
Mit folgenden Fragen können Sie rechnen:

  • Seit wann bestehen die Symptome?
  • Können Sie eine genaue Charakterisierung und gegebenenfalls Lokalisation vornehmen?
  • Haben sich im Verlauf der Symptomatik Veränderungen ergeben?
  • Leiden Sie unter zusätzlichen Symptomen, wie beispielsweise Heiserkeit, Husten etc.?
  • Litten Sie bereits schon einmal daran und sind diese Anzeichen familiär aufgetreten?
  • Bestehen aktuell Vorerkrankungen und werden diese therapiert?
  • Nehmen Sie aktuell Medikamente ein?
  • Sind Ihnen Allergien bekannt?
  • Leiden Sie im Alltag unter Stresszuständen?

Welche Medikamente nehmen Sie regelmäßig ein?

Ihr HNO-Arzt benötigt eine Übersicht über Arzneimittel, die Sie regelmäßig einnehmen. Stellen Sie schon vor dem Arztbesuch eine Übersicht über die Medikamente, die Sie einnehmen, in einer Tabelle zusammen. Einen Medikamentenplan zum Ausfüllen finden Sie hier.

Untersuchungen (Diagnostik) durch den HNO-Arzt Berlin

Ohrprobleme erfordern eine komplette Untersuchung des Ohren, der Nase und des Mund-Rachen-Raums, um das Beschwerdebild einzugrenzen. Ausgehend von Ihrer in der vorausgegangenen Anamnese erhobenen Symptomcharakteristik und Ihrem aktuellen Befinden kann der HNO-Arzt nun folgende Diagnostik anwenden:

  • § Untersuchung der Ohren mit einem Ohrmikroskop und einem Ohrtrichter.
  • § Stimmgabeltests dienen einer groben Orientierung des Hörproblems.

Verschiedene Hörtests weisen den Schweregrad der Hörminderung auf und geben einen ersten Hinweis auf den Ort der Schädigung. Im akuten Stadium des Hörsturzes kann nur ein Teil der insgesamt erforderlichen Tests durchgeführt werden.

Behandlungen (Therapie)

Zwar kann sich ein Hörsturz spontan bessern, da es sich jedoch um ein extrem wichtiges Sinnesorgan handelt, wird der HNO-Arzt grundsätzlich zur zügigen Einleitung einer Therapie raten. Nur zügige Behandlungen sichern bei späterer Nichtbesserung des Hörschadens vor dem Vorwurf, irgendetwas „verpasst“ zu haben.

HNO Arzt, Hörsturz Behandlung

Zur Anwendung kommen ambulante Infusionen, die zu einer besseren bzw. erneuten Blutversorgung der geschädigten Hörzellen führen sollen. Je schwerer der Hörsturz, desto eher sind tägliche Infusionen indiziert. Alternativ können bei geringerem Schaden des Gehörs auch Tabletten zur Verbesserung der Durchblutung verordnet werden.

Da jegliche Gewebeschwellung zur Minderdurchblutung führen kann, wird häufig auch die zusätzliche vorübergehende Gabe von Cortison zur Abschwellung empfohlen. Zahlreiche weitere Therapievorschläge können ergänzend eingesetzt werden. Ihr HNO-Arzt wird Sie dazu beraten.

Vorbeugung (Prophylaxe, Prävention)

Vermeiden Sie grundsätzlich Lärm über 85 Dezibel, was einem sehr lauten Straßenlärm entspricht. Wenn dies nicht möglich ist (Konzerte), tragen Sie einen Gehörschutz (Ohrenstöpsel). Da Stress ein Auslöser des Hörsturzes darstellt, reduzieren Sie diesen. Wenn Sie dies für unmöglich halten, holen Sie sich professionelle Hilfe (Hausarzt). Rauchen Sie nicht, es verschlechtert die Durchblutung.

Prognose

Ein Hörsturz kann folgenlos ausheilen. Er kann aber auch bis zur Ertaubung führen. Dasselbe gilt für ein gleichzeitig aufgetretenes Ohrgeräusch (Tinnitus). Dieses kann sich sehr schnell zum Hauptproblem entwickeln. Auch deshalb sollte der HNO-Arzt frühzeitig aufgesucht werden und die Therapie konsequent befolgt werden. Hörstürze können wiederholt auftreten und so nach und nach zu einer bleibenden Hörminderung führen. Eine Prognose im Einzelfall ist schwierig.

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